The Artist formerly kown as Hugo Crystal
Die 84th Academy Awards Ceremony, besser bekannt als die “Oscars 2012” fand dieses Jahr am 27.02. statt. Moderator des Abends war bereits zum neuten Mal Billy Crystal, nachdem Eddie Murphy abgesagt hatte. Billy Crystal ist so routiniert, man hätte ihn wahrscheinlich an dem Abend anrufen können “Sag mal kannst Du die Oscars moderieren” und er hätte “Ja” gesagt und es souverän gemacht. So auch letzte Nacht. Es war routiniert und es gab nichts auszusetzen – allerdings gab es in seiner Moderation auch keine wirklichen Highlights. You get what you’ve paid for.
Ein paar Dinge außer der Reihe gab es dann doch:
Zu erwähnen ist hier zum Beispiel der sehr lustige Auftritt von Will Ferell und Zach Galifianakis bei ihrer Präsentation. Sie haben mit ihren Musikinstrumenten für ordentlich Stimmung gesorgt. Schaut euch das mal an, falls ihr es bei Youtube irgendwo findet.
Oder das fast-Nipplegate von Jenniffer Lopez, bei der das doppelseitige Klebeband, mit welchem das Kleid auf den Brüsten festgeklebt war, plötzlich nicht mehr gehalten hat. Plötzlich standen die Damen mit dem Rücken zum Publikum und dann war alles wieder gerichtet. Dank dem US Delay blieb uns das erspart.
Angelina Jolie die mittlerweile zu einem gruseligen Hungerhaken mutiert ist, hielt es für nötig ihre dürren Beinknochen absichtlich aus dem Kleid zu strecken. Zurecht würde sie dafür von späteren Präsentatoren und Gewinnern veralbert.
Rose Byrne und Melissa McCarthy aus Brautalarm genehmigten sich auf der Bühne einen Schluck aus einem Taschenwärmer. Tja das wars dann auch schon mit den “Skandalen” der Show. Ach nein, nicht ganz: einmal fiel das F-Wort. Ohje wie furchtbar…
Die US Zuschauer werden davon sowieso nichts mitbekommen haben.
Genug mit diesen Skandalen – Kommen wir zu den Filmen
The Artist
Ich finde, daß THE ARTIST ein toller Film ist, weil er so wunderbar mit unseren Sehgewohnten bricht und uns zwingt uns voll uns ganz neu zu konzentrieren und etwas völlig Unbekanntes zu erleben. Dieser Effekt kommt ausschließlich von der Art, wie der Film gedreht ist. Regieoscar Ja, Filmmusik Ja, aber alles andere: Nein. Aber hier zeigt sich die Zusammensetzung der Academy, die größtenteils noch die Stummfilmära aktiv miterlebt haben. Ein enttäuschender unverdienter Sieger des “Besten Film”
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Gewonnen: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Meine Wertung: | ![]() |
Hugo Cabret
Der zweite Film der Nominierten, der sich mit der Filmgeschichte beschäftigt. Nachdem es THE ARTIST auf die Spitze getrieben hat, schlägt HUGO CABRET einen etwas anderen Weg ein. HUGO schlägt eine Brücke zwischen alt und neu, zwischen Stummfilm und 3D Tech-Spektakel. Martin Scorseses routinierte Regie verhilft auch diesem Film zu einer Erinnerunswürdigkeit, auch wenn diesmal keine Mafiatypen dabei sind und keine Schüsse fallen. Bei den Oscars hat HUGO etwas verloren. Fast alle wichtigen Kategorien gingen an ihm vorbei, lediglich die Tech-Kategorien und beste Kamera konnte er holen. Und hier komme ich schon zu meinem nächsten Kritikpunkt. In den kleineren Kategorien waren meist kleinere Filme nominiert, die durch einen Oscar eine internationale Beachtung erhalten haben. Auch wenn diese Filme keine Chance auf die großen Kategorien hatten, so hat man doch oft interessante Ideen und ambitionierte Filme mit einem solchen Oscar belohnt und gefördert. Dadurch dass dieses Jahr HUGO CABRET so übermächtig alle dieser Kategorien geholt hat, gingen viele gute Filme leer aus.
Nominierungen: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Gewonnen: | ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Meine Wertung: | ![]() |
Iron Lady – Die eiserne Lady
Zu diesem Film kann ich nicht soviel sagen, weil die Preview erst diese Woche ist. Aber Meryl Streep ist schon eine sichere Bank bei Oscarwetten. Das hat sie auch selber am Anfang ihrer Rede deutlich gemacht. “Ich spüre förmlich, wie jetzt die halbe Welt aufstöhnt: Achnöö nicht die schon wieder….”. Ich persönlich hätte es Michelle Williams aus meiner Dawsons Creek Vergangenheit so richtig gegönnt.
Nominierungen: | ![]() ![]() |
Gewonnen: | ![]() ![]() |
Meine Wertung: | Kommt später, wenn ich den Film gesehen habe |
The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten
Den Satz auf dem Poster “Clooney gives the performance of his career” kann ich nicht unterschreiben und wäre vom Glauben abgefallen, wenn der Schorsch dafür einen Oscar bekommen hätte. Ohne Zweifel ist er ein guter Schauspieler, aber das hat er nicht in diesem Film gezeigt. The Descendants ist auch ein typisches Beispiel, wie ein Film vom Reißbrett her, auf Oscarkandidat gebügelt wird. Den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch hat er aber durchaus verdient gehabt, auch wenn ich den Oscar eher “Moneyball” oder vor allem “THE IDES OF MARCH” gegönnt hätte.
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Gewonnen: | ![]() |
Meine Wertung: | ![]() |
The Girl with the dragon Tattoo – Verblendung
Versteht mich nicht falsch: Ich mag David Fincher und fand den Film toll (siehe “Meine Wertung”). Aber ich finde, daß die Oscars für Originalität stehen sollen und nicht einfach nur Remakes von anderen Filmen würdigen sollen. Das hat mich damals bei THE DEPARTED schon sehr geärgert und trifft jetzt auch wieder zu. Bei Verblendung ist es sogar noch dramatischer, denn das Original ist ja noch ganz frisch und hat schon ein Remake erfahren. Viele Szenen und Einstellungen waren 1:1 umgesetzt. Zurecht nur 1 Oscar für Schnitt.
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Gewonnen: | ![]() |
Meine Wertung: | ![]() |
The Help
THE HELP ist irgendwie ein seltsamer Film. Einerseits erzählt er eine typische Oscargeschichte von Leuten von ganz unten, die trotz aller Gefahren etwas wagen und am Schluss als Gewinner hervorgehen. Aber dieser Film krankt auch an der überzogenen Darstellung von Emma Stone und der Moralkeule. Ein paar echt tolle Szenen hat der Film und er hätte auch richtig gut werden können. Hätte, könnte….Zurecht nur einen Goldjungen.
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Gewonnen: | ![]() |
Meine Wertung: | ![]() |
Kommen wir mal zu den Filmen, denen ich die Oscars dieses Jahr am meisten gegönnt hätte:
Extremely loud and incredibly close – Extrem laut und unglaublich nah
ELIC ist ein Film, der mich sehr überrascht hat. Ich hatte einige negative Kritiken gelesen und wollte diesen Film zuerst auslassen. Gut, dass ich es nicht getan habe, denn sonst wäre mir ein ziemlich guter Film entgangen. Wenn man diesem Film etwas vorwerfen möchte, dann vielleicht dass er zuviel Last auf die Schultern des kleinen Jungen packt. Aber die vielen kleinen Szenen mit seinem Vater gespielt von Tom Hanks, seiner Mutter gespielt von Sandra Bullock und seinem Sidekick gespielt von Max von Sydow machen diesen Film sehenswert. Ich persönlich finde es sehr schade, daß dieser Film leer ausgegangen ist.
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Meine Wertung: | ![]() |
The Tree of Life
Fast 7 Jahre hat die Produktion dieses Films gedauert. Wunderschöne Kameraaufnahmen, die zu einem psychedelischen bildgewaltigen Reigen zusammengefügt sind. Der Weg ist das Ziel und so genießt man jede Sekunde dieser Bilderpracht untermalt mit passender Musik. Dieser Film hätte jeden Preis für den er nominiert ist, verdient gehabt. Denn wenn das nicht “Kino” in seiner reinsten Form ist, weiß ich auch nicht. Leider ist dieser Film leer ausgegangen.
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Meine Wertung: | ![]() |
Midnight in Paris
Ich liebe Paris und in diesem Film habe ich die Liebe zu dieser Stadt wieder extrem gefühlt. Ganz bewußt verzichtet Woody Allen auf die ausgetretenen touristischen Pfade und zeigt und geheime Ecken und verwebt das alles in einer märchenhaften Story. Ohne seinen typischen Witze und seine Absurditäten auszusparen. Dafür gab es einen Drehbuchoscar. Ein wunderbarer Film, der wesentlich mehr Beachtung durch die Academy verdient hätte.
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Die Verlierer des Abends:
Tinker Tailor Soldier Spy – Dame König As Spion
Mit diesem Film habe ich mich echt schwer getan. Die großartigen Darsteller und die tolle Musik konnten die langatmige Story nicht genug treiben, um einen bleibenden Eindruck bei mir zu hinterlassen – oder überhaupt eine Gefühlsregung hervorzurufen. Dieser Film war für mich eine der großen Enttäuschungen in der Oscar-Vorbereitungsphase dieses Jahr. Zurecht keinen Oscar.
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Moneyball – Die Kunst zu gewinnen
Diesen Film haben wir im Kinocast #237 schon ausführlich besprochen. Ich habe ihm damals schon bescheinigt, daß er ein guter Film ist, aber zum Oscar wird es nicht reichen. Und so war es dann auch. Wenn ihr Sportfilme ein bißchen mögt, dann schaut ihn euch an. Er ist auf jeden Fall sehenswert. Aber im Vergleich zu manchen anderen nominierten Filmen ist er nicht oscarwürdig und deswegen auch 0 / 6
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War Horse – Gefährten
Was dieser Film bei den Oscarkandidaten dieses Jahr macht, kann ich nicht verstehen. Das hat wahrscheinlich was mit der Sympathie der Academy für Steven Spielberg zu tun. Dieser Film ist ja mal sowas von kein würdiger Oscar-Film. Dieser Film ist eine Kleine-Mädchen-Fantasie gemixt mit ein paar Zutaten, damit auch die Jungs im Kino was zu schauen haben. So eine Art TITANIC mit Pferd und Happy End. Oh Sorry für den Spoiler, aber wenn ihr den Film wirklich hättet sehen wollen, dann hättet ihr das schon getan. Und wenn nicht, dann rate ich euch ab. Und das will was heißen, wenn ich als Spielberg Fan das sage. Eigentlich reicht es, wenn ihr euch die ersten 10 Minuten und die letzte halbe Stunde des Films anschaut. Der Rest ist schwülstiger pathetischer Käse. Zurecht kein Oscar.
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Fazit des Abends:
Dieser Abend war zutiefst konservativ: die Witze, die Moderation, die Preisträger. Es gab keine wirklichen Überraschungen. Nachdem dieses Jahr zum ersten Mal seit Jahren die GOLDEN GLOBES eher enttäuschend waren, hatte ich eigentlich gehofft, daß die OSCARS besser als die GLOBES werden. Dem war leider nicht so. Ok, die Moderation war nicht so schlecht wie im letzten Jahr. Aber da hat auch nicht viel dazu gehört.
Toll fand ich den kurzen Auftritt der Muppets. Aber wo blieb das Vorstellen der Filmsongs? Wurden die nicht nochmal so richtig schön inszeniert und auf der Bühne gesungen? Schade, dass man sich die Chance hat entgehen lassen hier die Muppets auf die Bühne zu holen. Das wäre legendär gewesen.
Für mich war letzte Nacht vor allem enttäuschend, daß zwei nicht ganz so überragende Filme hier alles überstrahlt haben. Wenn ARTIST oder HUGO die bewegende Qualität und Nachhaltigkeit eines HERR DER RINGE oder KINGS SPEECH gehabt hätten, dann wären die vielen Preise meines Erachtens gerechtfertigt gewesen.
Aber mal ehrlich: Wer von euch wird sich THE ARTIST auf BluRay ins Regal stellen und immer wieder hervorholen und anschauen? Genau das sollte man mit Oscarfilmen tun, aber genau das werde ich mit THE ARTIST sicher nicht tun. Bestimmt auch nicht mit HUGO, diesem glitzernden bunten seelenlosen Effektstreifen. Aber das sind die Filme, die dieses Jahr gewonnen haben. Zurecht?
Wie geht es euch?
Wie fandet ihr die Verleihung?
Was waren eure Highlights oder Lowlights?
Ich bin gespannt auf eure Kommentare.